Bevor ich Ihnen gleich “5 ultrawirksame Erfolgskriterien im Wissensumgang” anbiete, sollten wir uns ganz kurz auf eine gemeinsame Begriffsbasis einigen.
Mit “Wissensumgang” meine ich an dieser Stelle den Umgang mit noch nicht dokumentiertem bzw. geteiltem Wissen.
Dazu gehört das explizierbare, also direkt in schriftlicher oder mündlicher Form abrufbare Wissen (das spätere Faktenwissen, Fachwissen, Dokumentenwissen, etc.) und das implizite, schwer zugängliche Wissen, das tief in den Erfahrungen des individuellen Menschen steckt. Sowohl das explizierbare als auch das implizite Wissen steckt vordergründig in den einzelnen Personen – in Ihnen, in Ihren Mitarbeitenden, in Ihren Kollegen und so weiter.
In diesem Beitrag fokussiere ich mit “Wissensumgang” darauf, dass dieses noch im Mitarbeitenden steckt. Studien und alltägliche Praxiserfahrungen zeigen, dass bestimmte Kriterien erfüllt sein sollten, um die einzelnen “Wissensträger” dazu zu ermuntern, ihr Wissen zu teilen, aufzubereiten und weiter zu entwickeln.
Erfolgskriterium #1
Fokussieren Sie sich in erster Linie auf den Mitarbeitenden. Hiermit ist gemeint, dass Sie mit ihm in den Kontakt kommen. Legen Sie eine Vertrauensbasis und Kommunikationsbasis.
Vertrauen können Sie aufbauen, indem Sie Ihrem Mitarbeitenden immer wieder das Gefühl geben, dass er sich mit seinen Anliegen, Fragen und Befindlichkeiten an Sie wenden kann, ohne, dass er sich von Ihnen abgebügelt vorkommt oder das Gefühl hat, Sie würden ihn nicht ernst nehmen.
Damit geht auch einher, dass Sie eine arbeitsbezogene offene und respektvolle Kommunikation pflegen. Hierzu gehört Ihr eigener wertschätzender Umgang mit Fehlern, Kritik und Mißständen.
Meine Philosophie ist: Es gibt keine Fehler. Alles, was wir tun und wie wir es tun, führt zu Ergebnissen. Die Qualität dieser Ergebnisse offenbaren unser Entwicklungspotential.
Erfolgskriterium #2
Berücksichtigen Sie, dass sich “Wissen” erst durch “Lernen” , also individueller Verarbeitung im einzelnen Mitarbeiter und seiner Reflexion, entsteht. Mit zunehmendem Alter verändern sich unsere Lernbedürfnisse. Ein Jugendlicher saugt externes Wissen wie ein Schwamm und braucht erst Erfahrung. Ein Erwachsener verknüpft das gehörte Wissen mit seinen eigenen Erfahrungen und schafft damit neues Wissen. Vor allem brauchen junge Mitarbeitende andere Lernumgebungen als ältere Mitarbeitende.
Bei der Wissensteilung, -aufbereitung und vor allem -entwicklung (Lernen) spielt die persönliche Lerngeschichte des einzelnen Mitarbeiters in Ihrem Unternehmen eine große Rolle. Hat der Wissensträger in seiner Einarbeitungszeit und wiederholt im Laufe der Jahre negative Erfahrungen in Wissensvermittlungen gemacht, dann ist es umso wichtiger, dass Sie Erfolgskriterium #1 anwenden!
Erfolgskriterium #3
Wenn Sie Ihren Wissensträger dazu ermuntern wollen, sein Wissen zu teilen, dann muss es für ihn Sinn machen.
Die klassische “Sinn-Frage” zielt darauf ab: Was hat er davon, wenn er sein Wissen weitergibt?
Idealerweise erhält er im direkten Wissensaustausch mit anderen auch wieder neue Wissensimpulse, so dass ihn diese wieder ein Stück voranbringen.
Es gibt natürlich Situationen, in denen der Wissensträger nicht unmittelbar vom Wissensnehmer Wissen erhält (zum Beispiel in sogenannten “Einarbeitungs-Patenschaften”).
Der Nutzen liegt trotzdem in der Natur dieser “Wissensbeziehung”. Der erfahrene Mitarbeiter bekommt quasi automatisch Denkanstöße durch die Fragestellungen des unerfahrenen Kollegen. Bitte stellen Sie dies bei Ihrem Wissensträger heraus.
Ausserdem spielen weitere “Sinn-Macher” eine Rolle. Wie zum Beispiel: Anerkennung, Wertschätzung, Respekt, Expertenstatus etc. Diese Bedürfnisse zu stillen, kann oftmals für den Wissensträger sehr viel Sinn machen. Nehmen Sie hierzu Bezug, wenn Sie Ihren wissenstragenden Mitarbeiter zur Wissensweitergabe aktivieren wollen.
(Bitte beachten Sie, ich spreche hier nicht von “Informationen” – ich spreche hier von dem “Gewusst-Wie” bzw. Erfahrungswissen. Wenn Sie gerne die Unterscheidungen zwischen “Information”, “Wissen” und “Kompetenz” lernen möchten, dann empfehle ich Ihnen meinen dreiteiligen Gratis-Videokurs. Sie können sich hier eintragen.)
Erfolgskriterium #4
Auch im Wissensmanagement, konkret im Umgang mit Wissen, in der Wissensweitergabe zählt das, was der Volksmund sagt:
Die Chemie muss stimmen.
Stimmt sie nicht, dann teilen Ihre Mitarbeiter nur ungern ihr Wissen. Im Privaten können sie sich aus dem Weg gehen. Im Beruflichen sollten sie das nicht. Dies kann gravierende (monetäre) Folgen sowohl für sie selbst als auch für das Team und Unternehmen haben.
Sollten Sie feststellen, dass sich einige Ihrer Mitarbeitenden untereinander “nicht riechen” können, dann gehen Sie dieser Angelegenheit auf den Grund. Sollte eine grundlegende, persönliche Antipathie vorliegen, dann haben Sie wenig Chancen, diese aus dem Weg zu räumen. Sie haben jedoch fantastische Chancen, trotzdem für ein kollegiales und sachliches Miteinander zwischen diesen Personen zu werben. Die Wissensteilung findet dann auf anderen Wegen statt. Zum Beispiel könnten Sie sich mit den betreffenden Mitarbeitern darauf einigen, dass diese sich auf ihre Aufgabenerfüllung konzentrieren und diese in den Vordergrund rücken sollten. Sie könnten auch den indirekten Weg anbieten, dass jeder sein spezielles, nachgefragtes Wissen dokumentiert und für Ihren Unternehmenserfolg bereitstellt.
Grundsätzlich sollten Sie jedoch den Wissensaustausch im Dialog und in der Zusammenarbeit, gerade wenn es um wichtiges implizites Erfahrungswissen geht, vorziehen.
Erfolgskriterium #5
“Wissen” ist erst dann wertvoll, wenn Ihre Mitarbeiter (und Sie natürlich auch), dieses in der Praxis erfolgreich anwenden. Wenn Sie berücksichtigen, dass “Wissen”, anders als “Informationen” oder “Daten”, immer mit einer persönlichen Erfahrungsverknüpfung entsteht, wird klar, dass für einen erfolgreichen Wissenstransfer neben dem Sinnbezug vor allem der Praxisbezug und die unmittelbare Anwendung für Transfer-Erfolge sorgt. Gerade wenn es um strategisch wichtiges Erfahrungswissen Ihrer langjährigen Mitarbeiter geht, binden Sie diese bitte in einen praxisorientierten Wissenstransfer ein. An dieser Stelle sind Sie gefordert. Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitenden, dass sie die Zeit haben, sich im Arbeitsalltag gegenseitig am Arbeitsplatz zu helfen. Wenn es um eine Stellen- bzw. Nachfolgeübergabe geht oder auch nur um eine Urlaubsvertretung, dann benötigen Ihre Mitarbeitenden Zeit, Raum und eine Struktur an Fragen (in Form einer Checkliste zum Beispiel), um effektiv ihr Erfahrungswissen zu teilen.
Bieten Sie auch möglicherweise Ihre Wissensmoderation an. Gerade das schwerzugängliche Erfahrungswissen braucht Frageimpulse, um erinnert und bewusst zu werden.
Einen weiteren passenden Impuls hören Sie in Podcastfolge WB#2: “das ultimative Erfolgsgeheimnis für Ihr effektives Wissensmanagement.”
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Wie erfolgreich sind Sie in Ihrem Unternehmen im Umgang mit dem Wissen Ihrer Mitarbeiter? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.
Viel Erfolg in Ihren Wissensaktivitäten wünscht Ihnen,
Ihre Claudia Bernert
PS: Freuen Sie sich auf den kommenden Artikel, da beantworte ich Ihnen die Frage, warum es denn sehr gut ist, sein Wissen NICHT zu teilen 🙂