Es ist wirklich die ganz große Frage. Warum nutzen eigentlich noch nicht alle Unternehmen die unerschöpflichen Wissensressourcen in ihrem Unternehmen?
Das Argument “wir wissen nicht, wie” klingt fast wie eine Ausrede. Wenn wir einfach den Begriff “Wissensmanagement” in die Internetsuchmaschine eingeben, finden wir fast 1,3 Millionen (!) Einträge.
Über Wissensmanagement gibt es derzeit über 1 Million Einträge auf Google.
Das Interesse in der Arbeitswelt, sich mit unternehmensinternem Wissen zu beschäftigen, scheint riesig. Zumindest lassen das die Zahlen der Einträge rückschließen.
Die Liste der veröffentlichten Bücher, Zeitschriften und Fachartikel ist lang. Das Wissen zum Wissen und wie wir damit umgehen können ist endlos, frei verfügbar und liegt praktisch auf der Straße.
Die Frage ist: Weshalb ist es dennoch so schwer für Unternehmen, sich gezielt um das Wissen und die Erfahrungen von Mitarbeitern zu kümmern?
Die angebotenen Methoden, technischen Hilfsmittel, Wissensprozessvorschläge bieten doch ein breites Spektrum an Möglichkeiten, gezielt und passgenau in Unternehmen für einen soliden und zukunftsorientierten Wissenserhalt und eine Wissensnutzung zu sorgen.
Dennoch sind immer noch 50 bis 70 Prozent der Unternehmen nicht gut aufgestellt, wenn es darum geht, für die Unternehmenszukunft zu sorgen.
Wovon spreche ich? Ich spreche von der Zeit, in der die langjährigen Mitarbeitenden in Rente oder den Vorruhestand gewechselt sind. Und diese Zeit hat begonnen…
In den nächsten 5 bis 7 Jahren findet auf den Managementebenen ein Generationswechsel statt.
Derzeit werden in einigen mittelständischen Herstellungsbetrieben ca. 60% der Managementposten von den sogenannten Babyboomern (heute 50+) besetzt. Diese Unternehmen kommen allmählich in den Zugzwang, wenn sie das Ziel haben, auch noch in 15 Jahren erfolgreich agieren zu wollen.
Wie wird das Unternehmen in 10 Jahren aussehen, wenn nicht heute schon für eine adäquate Nachfolge gesorgt wird?
Altersstrukturanalysen in einigen Bereichen von Unternehmen weisen schon heute einen Altersschnitt von 47 Jahren auf. Auch diese Bereiche sind in den kommenden 5 bis 7 Jahren von einer natürlichen Fluktuation betroffen.
Wie kann schon heute dafür gesorgt werden, dass strategisch wichtiges Wissen und vor allem aufgabenbezogenes und anwendungsbezogenes Erfahrungswissen in den Abteilungen und damit im Unternehmen verbleibt?
Antworten auf diese Frage geben die unzähligen Publikationen… und dieser Blog.
Die Antwort auf die Frage, weshalb es so schwer für Unternehmen ist, sich gezielt um das Wissen und die Erfahrungen von Mitarbeitern zu kümmern, ist nicht so leicht zu geben, denn sie beinhaltet mehrere Dimensionen.
Zum Beispiel wird die einfachste Dimension, dass nicht genügend Ressourcen (Zeit, um die Mitarbeiter zu qualifizieren, in den Wissensaustausch zu bringen und das eigene Wissen zu dokumentieren… sowie Opportunitätsaufwand, um überhaupt in den Wissensaustausch gehen zu können) schnell als Begründung für Nichthandeln hinzugezogen.
Wenn Zeit und Geld weniger die Rolle spielen, dann wird die Antwort gegeben, dass es doch an den Mitarbeitern selbst läge, wie sie für ihren Wissensaustausch sorgen. Wenn sie sich nicht drum kümmern, dann ist das so.
Die nächste Dimension, die es Unternehmen erschwert, sich gezielt um die Wissensressource im Unternehmen zu bemühen, liegt in den Strukturen und Prozessen des Unternehmens selbst. Genaugenommen wird ein Wissensaustausch erschwert, wenn sich Wissensträger und Wissensnehmer in räumlicher Distanz und oftmals auch in unterschiedlichen Zeitzonen befinden. Auch verhindern oftmals Arbeitsabläufe einen begleitenden Wissenstransfer.
Die vierte Betrachtung, weshalb Unternehmen eher stockend auf das Wissen und die Erfahrungen ihrer Mitarbeiter Wert legen, liegt in der Vorstellung der Mitarbeiter, dass das Wissen eher einem Wissensschatz, einem Erfahrungsschatz gleicht, der gehütet werden müsste. Dieses Wissen zu teilen, würde bedeuten, seine „Vormachtstellung“ aufzugeben. Die Unternehmen möchten ungern in einen möglichen Konflikt mit ihren Angestellten gehen, wenn sie vermeintlich an dieser „Vormachtstellung“ rütteln.
Das Vorurteil vieler Unternehmen ist es, dass gerade gemachte Erfahrungen hinderlich seien, das Unternehmen zukunfts- und vor allem wachstumsorientiert voranzubringen. Also, lieber nicht genau hinterfragen…
Eine fünfte Dimension bezieht sich auf die Eigenschaft von „Wissen“, dass dieses erst in seiner Anwendung zu Ergebnissen führt. Wenn es einfach „nur“ als abrufbares Wissen vorliegt, verfällt es möglicherweise in seiner Aktualität. Dies bedeutet in einem „Wissensmanagement“, dass stetig für eine Aktualisierung und Anpassung der Wissensbestände gesorgt werden müsste. Der Aufwand gegenüber dem Nutzen scheint für viele Unternehmen immens.
„Wissensmanagement“ ist ein Wort, welches sich aus „Wissen“ und „Management“ zusammensetzt
Die originäre Eigenschaft von „Wissen“ ist, dass dieses in erster Linie im einzelnen Menschen „produziert“ wird. Es entsteht durch persönliche Denk- und Verarbeitungsprozesse mit einer Verknüpfung höchstpersönlicher Vorerfahrungen. Damit wird „Wissen“ als solches erstmal schwer greifbar und ist vor allem sehr individuell.
Wenn wir vom „Management von Wissen“ sprechen, dann sind damit nicht die klassischen Steuerungsvorgehen eines Management zu verstehen, sondern die Idee, dass mit verschiedenen Abläufen, Prozessen, Bausteinen (siehe das Bausteinkonzept von Probst, Raub und Romhardt Wissen managen: Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen) das unternehmerische Wissen, unternehmenszielorientiert und strategisch ausgerichtet verarbeitet werden kann.
In Unternehmen existiert oft der Irrglaube, dass mit Wissensressourcen analog sonstiger Unternehmensressourcen umgegangen werden könne. Daraus resultieren entsprechend weitere Erschwernisse im Umgang mit Wissen. „Wissen“ lässt sich erstmal nicht in einen klassischen Managementprozess einbinden, der vor allem ein Controlling von Zahlen, Daten, Fakten also eine renditeorientierte, wirtschaftliche Sicht vorsieht.
Wenn wir von einem „Wissensmanagement“ sprechen, meinen wir in der Regel eine „Wissensorganisation“. Das bedeutet, dass sowohl auf der strukturellen und prozessualen Ebene eines Unternehmens als auch auf der personalen und kulturellen Ebene eines Unternehmens mit einer „Wissensorganisation“ angesetzt werden sollte.
Dies, so scheint es, ist vielen Unternehmen zu aufwändig.
Wissensressourcen zu heben… wo denn nun ansetzen?
Bei allen Veröffentlichungen in Literatur und Internet, bei allen Ideen und, das sollten wir würdigen, guten praktischen Ansätzen in Unternehmen, schwingt immer wieder die Frage mit:
Gibt es DEN Ansatz, die eigenen unternehmerischen Wissensressourcen zu heben? Gerade wenn es darum geht, das Wissen und die Erfahrungen langjähriger Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten?
Ich sage, es gibt NICHT DEN Ansatz.
Es gibt individuelle Möglichkeiten, unternehmenspassgenaue Lösungen zu entwickeln. Dazu braucht es allerdings ein Grundverständnis darüber, was „Wissen“ ist, welche „Wissensarten“ es gibt, welches „Wissen“ überhaupt im Unternehmen wichtig ist und vor allem gehalten werden sollte. So dass die unternehmerischen Wissensaktivitäten mit wirtschaftlichem Augenmaß gestaltet werden können.
Mein Ansatz ist: Stelle den Menschen in den Mittelpunkt Deines Tun und Handelns und damit sein Wachstum und seine Entwicklung – dann wirst Du auch Dein Unternehmen zu Wachstum und Entwicklung führen!
Das bedeutet für ein Management von Wissen, Wissenstransfer und eine Organisation von Wissen, dass Sie zum einen sich im Klaren sein sollten, welche unternehmerischen Ziele verfolgen Sie? Welche Strategien und Maßnahmen resultieren daraus und dann, welches Wissen, welche Erfahrungen und in ihrer Anwendung daraus resultierende Kompetenzen werden jetzt und zukünftig gebraucht? Wenn Sie sich dessen klar sind, dann ist auch Ihr nächster Schritt ganz klar:
Schauen Sie, welche Mitarbeitenden heute die Kenntnisse und Erfahrungen von morgen haben und setzen Sie bei diesen an. Starten Sie mit einem organisierten Wissenstransfer.
Freuen Sie sich auf kommende Artikel. Da zeige ich Ihnen, wie Sie sukzessive Ihre Wissensressourcen in Ihrem Unternehmen heben können.
IMINA – Wissen & Erfahrungen managen unterstützt Unternehmen in ihrem Wissensmanagement mit dem eigens entwickelten Modell der „Systemisch integrierten Wissensmanagement – Pyramide©“.
Wie das Modell aufgebaut ist, was es für Sie tun kann und wie Sie damit aus eigener Kraft heraus, Ihre Wissensressourcen bestens heben können, das erfahren Sie hier in diesem Blog.
Wenn Sie nicht so lange auf den nächsten Artikel warten möchten, sich Ihre eigene WissensWISSEN-Basis anlegen möchten und sich ein eigenes grundlegendes Verständnis aufbauen möchten, um zukünftig einen klareren Blick auf Ihre unternehmerischen Wissensressourcen zu bekommen, dann klicken Sie auf den Link und tragen sich für den Kurs: „Grundlagen im Wissensmanagement – Ihre WissensWISSEN-Basis“ ein.
Seien Sie gespannt auf den nächsten Beitrag hier auf wissensbewusstsein.de
Viel Erfolg in Ihren Wissensaktivitäten,
Ihre Claudia Bernert